Wohin entwickelt sich der Einzelhandel? Wie gehen Designer und junge Marken mit ihren Verkaufsräumen um?

Welche Art von Einkaufserlebnis bringt einen sinnvollen Mehrwert für Kunden und Marken?

Diese hochaktuellen Fragen standen im Mittelpunkt der Ansorg Podiumsdiskussion im Vitra Tramshed, London. Internationale Designer und Markenprotagonisten aus verschiedenen Branchen nahmen an der Diskussion teil. Mehr als 90 Minuten lang stellten die Teilnehmer spannende Markenkonzepte und Stores vor, die mit einem Publikum von mehr als 80 aktiv teilnehmenden Gästen lebhaft diskutiert wurden.

Alain Visser, CEO Lynk & Co., Schweden
Die Automobilindustrie ist langweilig. In den 90er Jahren galt sogar die Einführung einer Kinderecke in Autohäusern als „mutige“ Innovation. Einer der Markenwerte von Lynk & Co. ist „Wow" – als Herausforderer und Newcomer müssen wir uns abheben und den Unterschied deutlich machen, zumal wir mit dem Abo-Modell einen völlig neuen Ansatz in der Automobilindustrie verfolgen.

Die Showrooms von Lynk & Co. befinden sich in den besten innerstädtischen Lagen in der Nähe von Versace und Prada Modegeschäften. Ziel ist es, die Aufmerksamkeit und Neugierde der Kunden zu wecken und sie in den Showroom zu locken. Sie sollen den Lynk & Co. Club entdecken, auch wenn sie noch nie von uns gehört haben.

Zuerst halten sie es für eine Bar, dann für einen Concept Store, und schließlich entdecken sie ein Auto. In den Showrooms befindet sich nur ein einziges Auto ( der Showroom in Rom kommt sogar ganz ohne Auto aus). Über 90 % des Ladens sind Arbeitsbereiche, Bar, Lounge, Besprechungsräume und "urkomische" Toiletten – insgesamt sind die Ausstellungsräume bunt und überraschend gestaltet, mit wenigen wiederkehrenden Elementen. Jeder Ausstellungsraum enthält auch Elemente der lokalen Geschichte. Es geht darum, die Kunden zu überraschen und Erlebnismomente zu schaffen. Unser Club soll so gut sein, dass der Kunde zu Hause spontan darüber spricht. Daher auch das "Wow-Erlebnis".

Wir sind ein Online-Unternehmen. Man kann ein Geschäft online aufbauen, aber nicht eine Marke. Dafür braucht man physische Berührungspunkte, Kontakt mit den Kunden und großartige Erfahrungen. Wir sehen einen weltweiten Trend, dass die Menschen mehr Geld für Aktivitäten ausgeben als für den Kauf von Dingen. Das Erlebnis steht im Mittelpunkt.

Für uns sind die Ausstellungsräume Teil der Marketingorganisation; es gibt keine Ziele für Verkaufszahlen. Entscheidend ist, dass sich die Kunden bei uns wohlfühlen und mit der Marke in Berührung kommen.

 

Sanaz Dizaj Parham, Brand Director Axel Arigato, Schweden
Axel Arigato als junge Marke lebt davon, eine Gemeinschaft für und mit unseren Kunden zu schaffen. Es sollten Räume sein, in die unsere Kunden gehen wollen, nicht wo sie hingehen sollen. Wir veranstalten zum Beispiel über 100 gemeinschaftsorientierte Events pro Jahr in unseren Geschäften. Dabei handelt es sich um inspirierende und lehrreiche Veranstaltungen, z. B. Podiumsdiskussionen, Partys, Signierstunden für Künstler usw. Künstler können die Läden auch für ihre eigenen Ausstellungen nutzen. Es geht darum, Energie rund um die Marke zu erzeugen und die Verbindung zu unseren Kunden zu intensivieren. Die Läden sind nie gleich, reduziert bestückt, ohne Kassentheke und vor allem sehr flexibel gestaltet, so dass die Räume auf unterschiedlichste Weise genutzt werden können, ob als Laden oder als Nachtclub. Entwicklung und Offenheit für Neues sind elementar.

 

Daan Lucas, Gründer Random Studio, Niederlande
Ich vergleiche den Einzelhandel mit den Abläufen in einem Garten. Ein Garten wird erst dann lebendig und interessant, wenn in ihm etwas Neues entsteht und sich die Dinge gegenseitig ergänzen. Im übertragenen Sinne sollte nicht die Marke oder der Designer allein bestimmen, wie ein Geschäft entsteht, sondern andere Gruppen, vor allem die Kunden, sollten an diesem Prozess beteiligt sein. Nicht die Botschaft der Marke sollte im Vordergrund stehen, sondern die Beteiligung und das Engagement. Es ist viel wertvoller, wenn Kunden auf ihren Kanälen über das Geschäft berichten, als wenn die Marke kommuniziert, was sie ist oder will. Durch den Austausch mit den Kunden bleibt die Marke viel stärker mit ihnen verbunden. Und die Kunden fühlen sich in Räumen wohler, in denen sie sich eingeladen und als Gleichberechtigte behandelt fühlen.

Läden, die für die gesamte Öffentlichkeit zugänglich sind, sollten vielseitig sein, sich ständig verändern können, flexibel wie eine Theaterbühne. Bei Random Studio verbinden wir Raum und Technologie sehr stark miteinander. Wir setzen Technologie als unterstützendes Werkzeug ein, so dass der Raum zum Beispiel auf die Anzahl der Kunden oder die Tageszeit reagieren und seine Atmosphäre verändern kann.

Wir erleben gerade, dass Pharrell Williams zum Designdirektor von Louis Vuitton ernannt wurde. In der Vergangenheit lag der Schwerpunkt viel mehr auf dem Design und den Produkten, die im Laden verkauft wurden. Mit ihm wird es viel mehr um Kultur gehen, und die Läden könnten sich in Richtung Clubs verändern.

 

Simon Parry, Ansorg UK
Das allgemeine Wohlbefinden, die Atmosphäre und die Verweildauer in einem Geschäft werden maßgeblich durch die Beleuchtung beeinflusst. In Zukunft wird es noch wichtiger sein, Bereiche für individuelle Erlebnisse zu ermöglichen und Erzählungen und Schwerpunkten zusätzlichen Raum zu geben. Licht kann Stimmungen erzeugen, Atmosphäre schaffen und das Erlebnis im Laden unterstützen. Beispiele sind „Detox-Zonen“ zur Entspannung oder Umkleidekabinen wie die "YOUZON", die den Kunden buchstäblich auf die Bühne heben. Hier befindet sich der Kunde unter optimiertem Licht, das ihm und seiner Kleidung schmeichelt. Einkaufen wird zum Wohlfühlmoment.

Der perfekt inszenierte Einsatz von Licht im Rahmen eines ganzheitlich geplanten Konzepts unterstützt die Marke, die Architektur und die Erlebnisqualität im Laden. Genau das ist es, was Ansorg auszeichnet. Wir hören genau zu und realisieren stets maßgeschneiderte Lichtlösungen.

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